Gnade,  Nachfolge,  Weg,  Wort

THOW 79: Die Schule des Harrens

1 Kaum meine ich es ergriffen zu haben, zerrinnt es zwischen meinen Fingern. 2 Wie taub fühlen meine Hände, kaum den Griff des Werkzeugs zu erspüren fähig. 3 Wo gerade noch Gewissheit, sucht mein Blick sich festzumachen an Vertrautem. 4 Und wie ein Boot im Nebel gleite ich ins Ungewisse.

5 Wo ist die Kraft, die gestern noch die Welt aus ihren Ankern heben wollte? 6 Ein schaler Abglanz dessen verhöhnt mich selbst im Spiegelbild. 7 Die Augen müde, die Schultern tief. 8 Das Gesicht, das gerade noch so Zuversicht verkündete, spricht Bände, ohne dass ein Wort nur fällt.

9 Hab ich den Pfad verlassen, Herr? 10 Wo fehlte ich, dass ich nun diesen Schatten meiner Selbst ertragen muss? 11 Fehlte gar Demut mir, als ich im Überschwang voranschritt? 12 War mein Herz schon eitel geworden? 13 Oder griff ich selbst ins Steuer?

14 Dann betrete ich dein Allerheiligstes, steh im Lobpreis so vor Dir. 15 Beuge mich vor deinem Thron und bekenne von Herzen, dass ich Nichts bin ohne Dich und Alles mit Dir. 16 Und als ob es nie anders gewesen, sprudeln Worte der Weisheit deines Geistes wieder über meine Lippen. 17 Du richtest mich auf. 18 Wo eben noch die Hand versagte, führt sie nun dein Schwert des Wortes wieder mit aller Kraft und Überzeugung.

19 Wer kann deine Wege verstehen, Herr? 20 Und doch will ich sie beschreiten, will deinen Spuren folgen. 21 Will nicht nach hinten blicken, nicht zur Seite, nur nach vorn zu Dir. 22 Nicht ich bin es, der Deine Werke tut, sondern Du tust sie in mir. 23 Wort und Kraft nicht Spielball meines Willens, sondern dir allein nur unterstellt. 24 So will ich künftig nicht mehr hadern, sondern harren, bis deine Gnade mich erwählt, als dein Werkzeug dir zu dienen.

Psalm 138,3 / Klagelieder 3,25-26

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