THOW 115: Aus freien Stücken
1 Ich weiß, dass ich nichts muss. 2 Und niemand fordert Rechenschaft auf Erden am Ende meiner Tage. 3 Was ich getan, ist wie ein Hauch von Nichts. 4 Und hab ich Schulden, soll sich ein anderer drum kümmern. 5 Ich kann mein Leben frei vergeuden, Zeit vertreiben, achtlos wandeln – weil es mein Leben ist.
6 Lang hab ich nachgedacht, bis dies mir klar geworden. 7 Und die Erkenntnis führt mich nicht in Jubel. 8 Sinnlos scheint mir alles irdisch Streben. 9 Vergänglichkeit ist mir gewahr. 10 Was bringt mir Freiheit, wenn sie unbedeutend. 11 Was ist der Mensch, wenn er vergeht? 12 Nichts andres als ein Floh der Erde – sie kratzt sich kurz, und er vergeht.
13 Doch tief in mir spür ich ein Mehr. 14 Und will meine Freiheit nehmen, um sie aus freien Stücken dem zu geben, der alles schuf, der ewig währt. 15 Und fand so Frieden und den Sinn fürs Leben.


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