Hoffnung,  Klage,  Leben

THOW 158: Schon wieder krank

1 Du hast durch David gesagt: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Krankheiten.“ 2 Und doch kämpfen wir immer wieder mit Krankheit – so mancher ein Leben lang. 3 Auch David selbst flehte: „HERR, sei mir gnädig! Lass mich doch wieder gesund werden!“ 4 Und bekannte voll Vertrauen: „Auf dem Krankenbett wird der HERR ihn stärken; seine Krankheit verwandelst du in Kraft.“

5 Wir glauben, dass du in Jesus am Kreuz alle Krankheit, ja selbst den Tod besiegt hast. 6 Und wie Jeremia rufen wir: „Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.“ 7 Deshalb beten wir und rufen die Ältesten, dass sie uns mit Öl salben im Namen des Herrn. 8 Denn du hast verheißen: „Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.“

9 Und doch sind wir noch nicht erlöst von allem Leid. 10 Krankheit bleibt ein Teil dieser gefallenen Welt, und nicht jeder wird hier gesund – aber keiner ist vergessen. 11 Darum halten wir fest an der Hoffnung, auch in der Bedrängnis. 12 Denn unsere Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. 13 Und wir wissen: Durch Leiden lernen wir Geduld, durch Geduld kommt es zur Bewährung, durch Bewährung festigt sich die Hoffnung. 14 Und unsere Hoffnung wird uns nicht enttäuschen – weil du es bist, der sie uns schenkt.

Psalm 103,2–3 / Psalm 41,3-4 / Jeremia 17,14 / Jakobus 5,14–15 / 2. Korinther 4,17 / Römer 5,3–5 / Römer 8,23

2 weitere Gedanken und Psalme

  • Waymaker

    Nein, ich bin nicht krank, aber um mich herum ist Krankheit, gerade bei Brüdern und Schwestern im Glauben. Und ich fragte den Herrn und er führte mich in die Schrift. Und ermutigte mich nicht müde zu werden zu glauben, zu beten und zu hoffen.

  • Martina

    Ja zu dem, was du schreibst – meine persönliche Erfahrung geht aber noch darüber hinaus. Es entstehen daraus nicht nur Geduld, Bewährung und Hoffnung, sondern so viel mehr, das wir, wie du richtig sagst, in die Ewigkeit mitnehmen.

    Ich höre das selbst von Menschen, die keine Christen sind – nicht immer, nicht von allen, aber viele berichten doch von einer anderen Tiefe, die ihre Persönlichkeit durch das Leiden in der Krankheit erfährt, durch die Auseinandersetzung mit Leben und Tod angesichts dessen, dass ihr irdisches Leben tatsächlich durch diese Krankheit bedroht wurde oder immer noch wird. Und eigentlich ist ja jedes irdische Leben durch den Tod bedroht und wird in ihm enden, es sei denn, dass Jesus vorher wiederkommt (worum wir im übrigen viel zu selten und wenig bitten, angesichts der deutlichen Aufforderung hierzu in den allerletzten Zeilen des Buchs der Bücher). Aber in unserem normalen und geschäftigen Alltag machen wir uns das selten bewusst und selbst wenn, bleibt es eine theoretische Auseinandersetzung, weil es zu abstrakt ist, als dass wir es wirklich begreifen und es uns verändern könnte. Aber wenn es praktisch wird, in die Nähe rückt und dann ganz greifbar wird, dann setzt es dem, was vorher die lange und schwere Krankheit schon bewirkt hat, noch die Krone auf:

    Man findet zu sich selbst. Man findet sich selbst. Und Teile der Persönlichkeit, die in einem von Anfang an angelegt sind, vom Schöpfer angelegt wurden, aber bisher tief verborgen waren und in der Tiefe geschlummert haben. Das ist ganz normal: Wir alle kommen auf diese Welt und werden von Anfang an durch unsere Umwelt geprägt. Manches in uns wird bestätigt und gefördert, findet Raum in unserer Familie und Gesellschaft, und anderes nicht. Wir werden groß und es werden Entscheidungen getroffen – zunächst für uns, später treffen wir sie selbst, und mit jeder einzelnen Entscheidung für etwas oder jemanden entscheiden wir uns automatisch auch gegen alles und alle anderen. Es gibt so viele Versionen unserer selbst, die wir sein und leben könnten, aber immer nur eine, die wir tatsächlich leben. Und wir bauen die Straße unseres Lebens, unseren Lebensweg, und das hoffentlich aus stabilem und belastbarem Asphalt, damit wir lange sicher und verlässlich darauf unseren Lauf laufen können. Manchem gelingt es, ihn zum Highway auszubauen – hier wird nicht mehr gelaufen sondern gefahren, hohes Tempo, große Belastung, ergiebiges Output. Und nicht nur wir selbst können diese solide Straße befahren, wir nehmen auch noch andere mit – manch einer trägt so mit seinem Lebensweg die Verantwortung für eine ganze Großfamilie. Und entsprechend groß ist dann das Drama und das Entsetzen, wenn der Asphalt auf einmal zu bröckeln beginnt, immer mehr, die ersten Schlaglöcher machen die Reise unbequem, bremsen uns aus und drosseln gewaltig das Tempo. Bis der Asphalt reißt und bricht – regelrechte Brüche in den Biogrophien und Zer-Brüche in den Seelen entstehen. Alles steht still und Kopf. Ein Schock, ein Drama – erst einmal. Erst viel später entdeckt man, welche riesige Chance darin liegt. Die wenigsten Menschen haben die Gelegenheit, das Alte hinter sich zu lassen und noch einmal neu anzufangen und zu entdecken, welche Möglichkeiten in ihnen durch diese ganz normale Lenkung und Prägung von außen nie zur Entfaltung gekommen sind, aber immer noch in ihnen stecken. Kaum einer gibt das Alte freiwillig und gerne auf, im Gegenteil: das Loslassen ist unglaublich schwer und schmerzhaft. Aber durch manche persistierende Krankheit wird es unausweichlich und eröffnet erst einen bunten Garten, ein Meer an Möglichkeiten, von dem man vorher gar nicht wusste, dass es existiert. Ich meine damit auch aber nicht nur Dinge, die man tut, sondern in erster Linie wer man ist und sein will. Wer bin ich, wie will ich leben und was ist mir wichtig im Leben, was sind meine Werte. Es ist wie eine Blume, die durch die Bruchstelle im Asphalt hindurchwächst und zur Blüte gelangt. Das sehen wir ja tatsächlich manchmal am Straßenrand – oder aber eben auf asphaltierten Wegen, die aufgegeben und nicht mehr saniert und wieder zugepflastert werden: Blumen brechen sich Bahn durch den zerbrochenen Asphalt und ihre Samen müssen schon vor dem Anlegen der Straße dort gelegen und über die ganze Zeit dort geschlummert und auf ihren Moment und ihre Chance gewartet haben.

    Diesmal entscheiden wir selbst, bewusst, unter ganz neuen Voraussetzungen, welche wir ausreißen und welchen wir Raum geben und sie wachsen lassen. Eine ganz besondere Erfahrung im Leben, die nur macht und machen kann, wer durch Gewalt aus seinem bisherigen Leben gerissen wurde. So traurig und schmerzhaft das auch ist – hier liegt ein Gewinn in Krankheit und eine weitere Chance, die daraus wächst: Für uns Gläubige nicht nur die Möglichkeit, sich selbst noch einmal neu zu (er-)finden, sondern auch Gott danach zu fragen, welche dieser Blumen denn seine liebsten sind und er gedeihen sehen möchte.

    Ich bin seit über 30 Jahren Christ. Ich bin leider auch schon fast so lange krank, aber so schwer wie jetzt erst seit zweieinhalb Jahren. Vor zweieinhalb Jahren hat es mich aus meinem bisherigen Leben und mir den Boden unter den Füßen weg gerissen. Und ich muss zugeben, dass ich das Konzept der Jüngerschaft erst in dieser Zeit angefangen habe wirklich zu begreifen. Das passiert, wenn die Krankheit dich nicht nur in die Tiefe deiner Persönlichkeit und hin zu dir selbst führt, sondern du diesen Weg mit Jesus an deiner Seite gehst und ihn immer wieder fragst, was er denn zu diesem oder jenem meint. Wieder habe ich, obwohl ich jetzt die Gelegenheit dazu hatte, nicht einfach selbst entschieden, wer ich sein und wie ich leben will, sondern mich freiwillig erneut von außen lenken und fremdbestimmen lassen – aber diesmal nicht von Menschen, Umwelt und äußeren Umständen, sondern einzig und allein von meinem Schöpfer und von meinem Erlöser. Alles unter die Herrschaft und Führung des Vaters und Jesu gestellt. Alles auf den Prüfstein gelegt. Ihn entscheiden lassen, ob es weh tat oder nicht. Alles stehen und liegen lassen, alles losgelassen und bedingungslos Jesus gefolgt. Total unspektakulär. Unsichtbar. Im Krankenbett. Hat keiner gesehen oder was von mitbekommen. Einfach zwischen Gott und mir. Das war und ist Hingabe. Und daraus entstand Nachfolge. Von der man bis heute noch nicht viel seht, weil ich noch immer krank bin und nur wenig sichtbar umsetzen kann. Aber es fängt im Herzen an. Ich bin heute überzeugt davon, dass Jüngerschaft und Nachfolge vor allen Dingen eine Sache des Herzens sind und genau dort anfangen – was man dann im Sichtbaren tut, ist „nur“ eine Folge daraus.

    Was für ein unglaublicher Schatz! Den ich heute nicht mehr missen möchte. Jesus hat sehr verändert wer ich bin – zum Guten! Das wäre mir selbst alleine so nie möglich gewesen. Das wäre mir auch gar nicht in den Sinn gekommen! Hingabe wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Bedingungslose Nachfolge wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Alles stehen und liegen lassen wie die Apostel damals? Wohl eher nicht. Aber heute bin ich froh, dass es so ist. Und so hart und traurig das einerseits auch ist – ich verdanke das alles dieser Krankheit. So viel mehr als nur Geduld und Bewährung – eine Lebensveränderung! Ein Schatz im Himmel – den nehme ich mit, wenn ich gehe, und den nehme ich mit, wenn ich vor meinen Schöpfer trete. Und was bin ich froh, dass ich nicht so werde vor ihn treten müssen, wie ich einmal war! Uh, peinlich. Ein bisschen fremdschämen als wäre das gar nicht ich gewesen – weil es heute zum Glück so weit weg ist von mir. Ich bin noch immer alles andere als perfekt, aber doch um ein Vielfaches geläutert und ansehnlicher vor dem König. Und der Geist Gottes, der in mir lebt, hat sein Werk mit mir ja auch noch nicht beendet. Immer näher zu ihm, immer mehr sein wie er. Ich denke und hoffe, vor mir liegen noch ein paar Jahre Zeit dafür.

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