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THOW 252: Das Maß der Dinge
1 Kann der Mensch über sich hinaus? 2 Ist es nicht vermessen, vom Leben mehr zu fordern, als ihm zugeteilt? 3 Verliert er dabei nicht unweigerlich sein Gleichgewicht? 4 Gibt er hier mehr, wird es dort zu wenig sein – denn niemand kann zwei Herren dienen und wird beiden gerecht. 5 Trägt er schwerer, als er kann, wird die Kraft…
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THOW 237: Fragmente
1 Aus tausenden Worten stehe ich vor dir. 2 Zusammengesetzt über viele Jahre. 3 Meine Worte, deine Worte, Worte anderer über mich. 4 Du siehst meine Gestalt, doch sprichst mit den Worten. 5 Neue Worte überschreiben nicht die Worte deiner Augen. 6 Widerspreche ich den Worten, nennst du mich einen Lügner, denn du siehst, was du glaubst. 7 Einwände schweben…
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THOW 211: Sterne
1 Wie Sterne am Himmel leuchten wir an deinem Firmament. 2 Wer zu dir aufsieht, soll dein Licht in uns am Himmel sehen. 3 Auch wenn wir längst vergangen und unser irdisches Licht erloschen, können andere unser Licht noch lange leuchten sehen. 4 Doch keiner ist so strahlend, so erhaben wie der helle Morgenstern, Jesus. 5 Dessen Licht nie verlischt…
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THOW 210: Gehen und Stehen
1 Du rüttelst mich, damit ich mich erhebe. 2 Noch ist nicht die Zeit für Ruhe. 3 Dem Christus nachzufolgen ist kein Bett – es ist ein Weg. 4 Ich will aufstehen, den ersten Schritt des Tages gehen. 5 Mich erheben und nicht weiter ruhen. 6 Und bin ich einen Schritt gegangen, will ich auch den nächsten tun. 7 Den…
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THOW 168: In meiner Schwäche
1 Wer führen will, muss stark erscheinen in dieser Welt. 2 Seine Ellbogen einsetzen, sich durchsetzen, notfalls über Leichen gehen – auch wenn es nur die kleinen Tode von Beziehungen sind. 3 Seine Fehler muss er geschickt verbergen, denn sonst bringen sie ihn zu Fall. 4 Schon wartet der Nächste, der an die einsame Spitze drängt. 5 Doch all das,…
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THOW 162: Die Fahne
1 Ich suchte, doch ich fand nicht, Herr. 2 Ist da kaum einer, der in diesem großen Netz deinen Namen hochhält. 3 Sie schließen dich nicht aus, aber sie sehen dich einfach nicht. 4 Das Netz schwappt wie eine Flut an Belanglosigkeiten über sie hinweg. 5 In seinem Kielwasser hinterlässt es die Grundsteine für Verzweiflung: Einsamkeit in der Menge, Sehnsucht…
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THOW 150: Nach deinem Willen
1 Hast du mir nicht geboten, dass ich getrost und freudig sei? 2 Mich nicht fürchten muss und mir deines Schutzes sicher sein darf, wenn ich deinen Willen tue? 3 Dann offenbare ihn mir, damit ich ihn tun kann. 4 Zeige mir, wohin meine Füße gehen, meine Blicke sich richten und meine Werke wirken sollen. 5 Denn ich will die…
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THOW 147: Der Preis der Veränderung
1 Als ich zu dir sang: „Sprichst mich von aller Schuld und Sünde frei und sehnst die Ewigkeit mit mir herbei. Mit dir kommt der Himmel zu mir“, hielt ich inne. 2 Es bewegt mich, Herr, ich will es vor dich bringen, denn so sehr mich die Zeilen berühren, so viele Fragen geben sie mir auf. 3 Sind wir es:…
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THOW 127: Als sich selbst
1 Aber ich habe doch Recht. 2 Warum sollte ich mich beugen? 3 Warum dem anderen Genugtuung geben? 4 Er sieht mich nicht und denkt nur an sich. 5 Was ist mit mir? 6 Hab ich nicht oft genug schon nach ihm gesehen? 7 Hab ich nicht schon genug Rücksicht genommen? 8 Nun wäre es an der Zeit, dass er…
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THOW 113: Klein
1 Klein bin ich. 2 Unbedeutend dreht das Rad sich weiter. 3 Ich meint, ich hätt Bedeutung. 4 Aber kaum verließ ich kurz die Bühne, nahmen andere meinen Platz ein. 5 Mein Wort, gerade noch im Rat ertönte, verhallt im Wald der Wehklag unerhört. 6 Hat ich den anderen nicht gestern noch beschwichtigt, er werde schon genug beachtet? 7 Nun…